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Kirche und Ort haben grundsätzlich eine eigene Entwicklung, besitzen aber doch so manche geschichtlichen Gemeinsamkeiten. So ist Lüchtringen, nicht nur die westlichste Ortschaft Westfalens, sondern unser Ort war auch ehemalige Besitzung der alten Benediktinerabtei Corvey. Der Name Lüchtringen hat viele Namensänderungen im Laufe der Zeit erfahren. Seit wann “Luchtringi” besteht, kann mangels geschichtlicher Aufzeichnungen nicht genau ermittelt werden. Aus einer Schenkungsnotiz geht aber hervor, dass zur Zeit des Corveyer Abtes Warin die Schenkung von “Luchteringi in pago Augua” stattfand. Da der Abt aber im Jahre 854 gestorben ist, ist damit das Vorhandensein des Ortes zu dieser Zeit belegt. Wann in Lüchtringen die erste Kirche errichtet wurde ist geschichtlich nicht genau hinterlegt. Fest steht aber, dass seit etwa 1100 Lüchtringen über eine eigene Kirche verfügt, wovon der romanische Taufstein zeugt, der sich heute im Diözesanmuseum in Paderborn befindet.

Über die Einrichtung der vermutlich ersten Kirche in Lüchtringen sind in den Pfarrbeschreibungen keine näheren Informationen zu finden, da auch das uralte Kirchenbuch, das bis zum Jahre 1640 noch Aufzeichnungen enthalten hat, abhanden gekommen ist.

Wichtig zu erwähnen sei an dieser Stelle aber auch die Macht und Strategie, die vom Herzogtum Braunschweig ausgegangen ist. Das hat geschichtlich und auch konfessionell schon deshalb eine Bedeutung, da unmittelbar hiervon Corvey und dadurch auch der Ort Lüchtringen betroffen waren.

Braunschweig drängte bis an die Weser vor und besetzte 1331 die ganze rechte Weserseite mit Lüchtringen. Durch Besitzergreifung, politische Macht und Ausübung des Jagdrechtes konnte Braunschweig nach und nach sein Territorium erweitern. Corvey war selbst nicht in der Lage, militärisch sein Besitztum zu verteidigen. Hierdurch hat Corvey großen Schaden erlitten und wurde insofern in unzählige Streitigkeiten verwickelt, die auch das Dorf Lüchtringen mit den Wesergebieten betrafen.

Durch einen merkwürdigen Rezess wurden 1558 und letztlich 1777 die Differenzen beigelegt. In diesem Zusammenhang wird berichtet, dass insbesondere wegen der Nähe, hauptsächlich aber wegen der Abhängigkeit zu Corvey, im Dorf Lüchtringen der katholische Glauben erhalten geblieben ist.

Wann Lüchtringen eine eigene Pfarrei mit einem Seelsorger bekommen hat, lässt sich ebenfalls nicht mehr feststellen. Im Jahre 1589 wird von einem Eberhard Schüller oder Schöller als siebten Pfarrer berichtet. Die ersten schriftlichen Notizen in der Lüchtringer Pfarrei sind aus dem Jahre 1642. Damals wurde von Pfarrer Ambrosius Langen angefangen, die parochiale Akte als Taufen, Trauungen und Sterbefälle zu verzeichnen. Diese drei Register sind, lediglich mit kleinen Unterbrechungen, bis auf den heutigen Tag erhalten.

Ein Pfarrer Bonenburg versuchte nach der verbliebenen Erin­nerung und aus dem Gedächtnis heraus die Kirchengeschichte zu rekonstruieren, um die Historie den Nachkommen zu erhalten. Das wurde aber von Corvey mit der Bemerkung abgelehnt, dass dieses nicht genau sein könnte.

Über die Einrichtung der vermutlich ersten Pfarrkirche in Lüchtringen gibt es keine näheren Informationen. Zur inneren Beschaffenheit ist lediglich zu lesen, dass Pfarrer Columban Fugger, der von 1694 bis 1705 die Pfarrei verwaltete, die sehr baufällige Kirche am 27. April 1699 abbrechen ließ.

Bereits am 29. Mai 1699 legte schon der Corveyer Abt Florentinus v. Felde den Grundstein für den Neubau der Pfarrkirche. Sein Wappen wurde auch in unsere neue, jetzige Kirche übernommen und befindet sich außen über dem Hautportal. Am 18. Juli 1700 wurde das Kirchweihfest gefeiert und der Hochaltar konsekriert.

Doch nach 200 Jahren, am 13. Juni 1901, am Feste des heiligen Antonius, wurde die Kirche vom Blitz getroffen und wurde durch Feuer völlig bis auf die Grundmauern zerstört. Mit den Abbrucharbeiten wurde am 18. Juni 1902 begonnen.

Der Grundstein für den Neubau der jetzigen Kirche wurde bereits am 24. August 1902, am Namenstag des hl. Bartholomäus in feierlicher Weise gelegt. Bereits ein Jahr später, am 13. September, am Feste Maria Geburt, fand die Benediktion statt. Eine in heutiger Zeit kaum vorstellbare Meisterleistung.

Am 13. und 14. September 2003 wurde im Rahmen eines Pfarrfestes das 100-Jährige Bestehen der Pfarrkirche nach dem Leitwort “FARBE BEKENNEN” festlich gefeiert.


Text: Klaus Trowe
Vielen Dank Klaus für diese interessanten Informationen!

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